Bericht (Kirchenbote Kt. ZH)
Summary mit Gästeliste
Echo (Schweizer Illustrierte)
Fotos (von Otto Etter)
Fazit (von Posh)

Gedämpfte Pianomusik von der in Küsnacht wohnhaften Litauerin Vaida stimmten am gestrige n Bettagmorgen in der Hesli-Halle auf das vierte Church-Air ein. Der Glaube an sich selbst und an eine höhere Macht sei nötig, um vom Heimatland wegzugehen, sagte die Musikerin zum diesjährigen Thema «Mut». Pfarrer Andrea Marco Bianca, der mit Fiammetta Devecchi den bis in den Abend hinein dauernden Anlass moderierte, hielt dazu fest: «Mut ist eine unserer Kardinaltugenden, wobei nicht alleine der Gedanke zählt, sondern vor allem das Handeln.»

Vom Musical bis Rockmusik

Bunt, als Wassernixen, Nonnen oder Langhaarige setzte sich darauf die Musicalklasse Küsnacht mit Musicalmelodien in Szene. Mut brauche es auch, auf der Bühne zu stehen, meinte eine Schülerin, bevor die Musikstudentin Laura Martinole, begleitet von ihrem Kommilitone Hans Hofer am Keyboard, zum Jazzgesang ansetzte. Rockiger, mit brillanten Gitarreneinsätzen sowie Eigenkompositionen ihres Frontmanns Bryn Lynx spielte die Live-Band Lynx auf.

Mut ist Zivilcourage

Trotz prächtigem Sonnenschein hatten sich gegen Mittag rund 100 Besucherinnen und Besucher eingefunden. Sie bedienten sich am Buffet mit Teigwarengerichten und Getränken, traten zwischendurch nach draussen an die Sonne, während andere erst später eintrafen zum Fest, das alle Generationen ansprach. An Abwechslung mangelte es nicht, weder vom musikalischen Mix in angenehmer Lautstärke, noch von namhaften Gästen aus den Sparten Sport und Medien (Gästeliste). Sie alle kamen, ohne Gage zu kassieren. «Mut bedeutet auch Zivilcourage. Jeder kann etwas bringen, sogar jeden Tag», drückte es Ellen Ringier aus, unter deren und Shanna Lenners Patronat das Church-Air stattfand. Im Sinne aller lobte sie das Organisationsteam und all die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer.

Mut und Musik in allen Formen

Dem Publikum gefiels. Es amüsierte sich mit der quirligen, publikumsnahen Bernerin Sanja Shane und rätselte mit ihr, ob Joe Cockers Stimme im Song «Unchain my Heart» tatsächlich tiefer klinge als die ihre. Die hübsche Küsnachterin Eve Kay versteht es mit ihrer souligen Stimme, die Zuhörerschaft wie am «Art on Ice 2OO2» zu fesseln, besonders auch mit Roland Grafs Saxophon-Begleitung (G-Sax). Spontan und mutig überraschte sie mit einem Duett mit ihrer Schwester. Niemand blieb mehr sitzen, als die zierliche Janet Dawkins - auch schon im Pepe-Lienhard-Orchester zu hören - mit kräftiger Stimme beteuerte, dass niemand alleine sei. «Mut ist die Fähigkeit, immer weiter zu gehen», sagte sie, während Miss Philippines-Europe, die in Küsnacht lebende Yasmin Kaufmann, ihren Rosenkranz zeigte und betonte, dass ihr der Glaube an Gott beim Schönheitswettbewerb geholfen habe. Die aus dem Aargau angereiste Jennifer Ann Gerber, Mis Schweiz 2001, brauchte Mut, über negative Medienmeldungen über ihre Person hinwegsehen zu können. Der Journalist Oliver Bono, einst für Raidio Zürisee und heute für »Schweiz aktuell» beim SF DRS tätig, findet es in seiner Tätigkeit mutiger nein zu sagen als bei einer «von andern Medien angerissenen Story aufzuspringen».

Für Strassenkinder in Rumänien

Viermal hat die einst in Küsnacht wohnhaft gewesene Fotografin Ursula Markus Strassenkinder und Familien in Bukarest besucht. Ihre eindrückliche Ausstellung zeigte Strassenkinder mit zerschnittenen Armen, die aus Kanalisationen steigen oder Leim schnüffeln. Gleichzeitig zeugen die Bilder von Uberlebenswille und Kameradschaft. Während vor zwei Jahren der Erlös des Benefiz-Events von 14'000 Franken dem Sozialdienst des Kinderspitals Zürich zugute kam, fliesst er nun zum ersten Mal ins Ausland. «Wie es unsere Jugendlichen gewünscht haben», so Andrea Marco Bianca: «Podul», das rumänische Wort für Brücke, lautet der Name des schweizerisch-rumänischen Hilfswerks für Strassenkinder in Bukarest. Als wichtigste Brücke bezeichnet es jene, die vom Elend der Verwahrlosung hinüber in ein menschenwürdiges Leben führt. «Podul» sorgt dafür, dass Geld aus der Schweiz direkt die richtigen Empfänger erreicht, und steht mit den Projektverantwortlichen in Bukarest in persönlichem Kontakt.

Preis für mutige Taten

Wie jedes Mal wurde ein dem Thema entsprechender Preis, diesmal der «Church-Air-Preis für Mut 2003», verliehen. Er ging an Enrique Steiger, Facharzt für allgemeine sowie plastische und Wiederherstellungschirurgie FMH. Seit 1989 beteiligt sich Steiger in seiner Freizeit als Wiederherstellungschirurg an humanitären. Einsätzen im Rahmen von Militär, EDA, OSZE/UNO und IKRK in verschiedenen Kriegs- und Krisengebieten. Er kehrte kürzlich aus dem Bürgerkrieg in Liberia zurück. Der enorme Einsatz zum Teil inmitten von Konfliktzonen mit unterschiedlichen Sicherheitsvorkehrungen erfordert Mut, der an diesem Sonntag eine Würdigung erfuhr.

«Das ist mir eher peinlich», meinte der motorradfahrende Chirurg bescheiden, zu dessen Ehren selbst seine Freunde aus dem Harley-MC «Grace» angebraust kamen. Der 47jährige Familienvater, der in Zürich als plastischer Chirurg tätig ist, sieht in seinen konträren Berufsausübungen keinen Widerspruch: «Beide Berufsebenen betrachte ich als Pflicht und grosse Herausforderung ärztlicher Hilfeleistung.»

Sinnbild menschlicher Werte

Die vom Küsnachter Kunstschmied Willi Spiller alias «Kuschmi» aus Alteisen geschaffene Preis stellt das Church-Air originell mit den Musikerinnen und Musiker dar. Im Mittelpunkt befindet sich ein Kugellager, welches die Grundwerte (1998 Toleranz, 1999 Hoffnung, 2001 Vertrauen, 2003 Mut) symbolisiert. Die darin liegende Bocciakugel verkörpert eine Weltkugel, die von diesen Grundwerten getragen werden soll - wozu das Church-Air auch diesmal wieder eindrücklich hinwies.

Kurzbericht mit Gästeliste Konzept (PDF)

«Church Air» FAQ Church Air 01

Das Church-Air konnte dank der Trägerschaft der Reformierten Kirchgemeinde, zusammen mit der Politischen Gemeinde der Schulgemeinde und der Katholischen Kirchgemeinde sowie Sponsoren (siehe unten) durchgeführt werden. Organisiert wird es von einem Team und Freiwilligen, die sich für die Idee begeistern konnten. Kontakt: kuesnacht@ref.ch