WAGNIS

 

Ein spannendes Wagnis

Küsnacht: Am Sonntag, 19. September, findet ab 13 Uhr das Church-Air 99 im Zentrum St. Georg statt


Organisiert wird das Church Air von der Reformierten Kirchgemeinde in Zusammenarbeit mit der Politischen Gemeinde, die - zusammen mit der Katholischen Kirchgemeinde auch - als Trägerschaft auftreten. Hinzu kommen private Gönner und eine Vereinigung von in der Schweiz ansässigen Künstlern und Künstlerinnen, die bei ihren Auftritten auch wohltätige Institutionen unterstützen. 18 Interpreten werden am Sonntagnachmittag erwartet. Die Organisatoren sind gespannt, ob das Experiment des zweiten Church Air am Zürichsee wie das erste einschlagen wird.

Alle teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler verzichten dabei auf eine Gage, damit der ganze Erlös an den Sozialdienst des Kinderspitals Zürich gehen kann.

Pfarrer Andrea Marco Bianca wurde gefragt, warum denn ausgerechnet das Kinderspital unterstützt werden soll. Natürlich hat das Kinderspital an und für sich genug Mittel. Der Sozialdienst hilft aber mit ihren Geldern freiwillig Familien, die durch Krankheit eines ihrer Kinder in Not geraten sind. Zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter, die während der Krankheit ihres Kindes nicht mehr arbeiten kann und ihr karger Lohn hinten und vorne nicht reicht, um den drohenden Ausfall von finanziellen Mitteln verkraften zu können. Der Sozialdienst erbringt im einzelnen Notfall unbürokratisch Leistungen, die von keiner Versicherung gedeckt werden, umschreibt Andrea Marco Bianca das Wirkungsfeld der für den Einzelfall so bedeutungsvollen Abteilung. Mit dem Hintergrund eines persönlichen Schicksals stiessen die Organisatoren auf diese soziale Einrichtung: Eine der am Sonntag teilnehmenden Sängerinnen verlor vor ein paar Jahren durch Krankheit ihr Kind. Während dieser für sie so tragischen Zeit lernte sie das segensreiche Wirken des Sozialdienstes kennen.

Idee am "Chinderfäscht" geboren

Ziel des Church air ist es, auf unaufdringliche und unterhaltende Art für Toleranz zu werben. Der Pfarrer erinnert sich zurück: Mit einem Zeltgottesdienst wurde das Küsnachter "Chinderfäscht" am Sonntagnachmittag des 17. Mai mit der Sängerin Renee Rousseau beschlossen. Die ökumenische "Chile für chlini und grossi Chind" kam damals sowohl beim Publikum wie bei den Interpreten hervorragend an. Spontan äusserte sich damals Renée Rousseau über ihren positiven Bezug zur Kirche: "Church is cool." Gemeinsam wurde die Idee gesponnen, einmal ein Openair zu organisieren. "Ich fand die damals entwickelte Idee grossartig", erzählte der Küsnachter Pfarrer. Aber wie das mit allen in einem Erfolgserlebnis begründeten Ideen ist, glaubte ich zunächst nicht daran, dass der Weg bis zur Realisierung derart kurz sein wird." Renee Rousseau hatte offensichtlich Feuer gefangen, fand im Sängerkollegen Reggie einen Mitstreiter und in der erwähnten CCM (Chocolate, Cheese & Mountains) einen Partner, der auf den nicht mehr zu stoppenden Zug der Begeisterung aufsprang.

"Ja, und nun sind wir soweit, dass wir am kommenden Sonntag das Grossereignis zum weiten Mal feiern dürfen", erzählte Andrea Marco Bianca, der gespannt ist, was sich dann aus der mit viel Spontanität geborenen Idee entwickeln wird. Auf alle Fälle gab es auch für den Küsnachter Pfarrer kein Zurück: "Auch wenn wir alle nicht genau wissen, auf was wir uns eingelassen haben, getragen von der Kraft der grossen Begeisterung mussten wir dieses Experiment einfach wagen."

Funke sprang über

Auf offizieller Seite stiess die Idee auf fruchtbaren Boden. Die beiden Kirchgemeinden und die Politische Gemeinde bildeten als Sponsoren die Basis. Auch auf Private und Firmen sprang der Funke über, und sie geizten nicht mit finanziellen Beiträgen. Radio Zürisee sendet regelmässig einen Trailer, die ZS Druck AG (Küsnacht) übernahm den Druck der attraktiv gestalteten Poster - sie hängen bereits in den verschiedenen Seegemeinden -, und Bonnot's Event House des Küsnachters Christian Bonnot sorgte wie schon am "Chinderfäscht" mit seinem Know-how dafür, dass die respektable Infrastruktur zu äusserst günstigen Bedingungen aufgebaut werden kann. Selbstverständlich gibt es auch Verpflegungsmöglichkeiten. Alle gratis auftretenden Interpreten werden auch Autogramme geben und ihreTonträger anbieten. Der Eintritt beträgt bescheidene 10 Franken.

Motivatlon für Risiko

Andrea Marco Bianca zeigt sich zuversichtlich, dass am Schluss ein schöner Betrag übrig bleiben wird. Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Kräfte aus der Gemeinde bereits unentgeltliche Hilfe geleistet haben oder noch leisten werden. "Wir waren positiv überrasccht vom grossen Echo und der Hilfsbereitschaft", freute sich Andrea Marco Bianca. Auch Schulhausabwarte kamen zu ihm und boten handwerkliche Hilfe an, und selbstverständlich sind am Sonntag auch die Konfirmanden aktiv und mit grosser Begeisterung vor und hinter den Kulissen mit dabei.

Auch das Church Air 99 bleibt für alle Beteiligten ein spannendes Wagnis. "An etwas glauben heisst auch etwas riskieren", umschrieb Andrea Marco Bianca die Motivation. "Und wenn es gut geht, kann das Church air sicherlich auch im nächsten Jahr wieder stattfinden", gab er sich zuversichtlich, ja voller innerlicher Uberzeugung.

(Bernd Beck für die Zürichseezeitung vom 10.9.98 - redigiert)

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