THE STORY

 

Was ist eigentlich ein Church-Air?

Happening in Küsnacht: Das Church-Air


"Küsnachter": Pfarrer Bianca, anstatt eines herkömmlichen Open-Airs wurde 1998 erstmals in der Geschichte ein Church-Air organisiert. 1999 findet es nun zum zweiten Mal statt. Wie kam es zur Idee?

Andrea Marco Bianca: 1998 sang die Sängerin Renée Rousseau in Küsnacht; dabei erzählte sie von ihrem positiven Bezug zur Kirche. "Church is cool", meinte sie. Gemeinsam kamen wir auf die Idee, einmal ein Pop-Event zu organisieren, das mit der Kirche in Verbindung steht, warum nicht ein Church-Air? Sie teilte ihrem Kollegen, dem Sänger Reggie diese Idee mit, der sofort positiv darauf reagierte.

Für das Church-Air konnten 18 Musikgruppen gefunden werden, die auf ihre Gage verzichten. Der gesamte Erlös geht an den Sozialdienst des Kinderspitals Zürich. Wozu wlrd das Geld dort gebraucht?

Renée Rousseau hat vor einigen Jahren ihr Kind durch Krankheit verloren. Sie hat erfahrren, dass es zahlreiche Eltern gibt, die wegen schwerer Krankheit eines ihrer Kinder in finanzielle Not geraten. Oft müssen sie ihre Arbeit aufgeben, um beim Kind zu sein, oder sie müssen in Hotels übernachten, weil sie von weit her kommen. Aus diesem Grund wurde im Kinderspital ein Fonds für notbedürftige Familien geschaffen.

Soll dieser Einsatz einen Bezug zur Kirche schaffen?

Ich denke, man kann einen Vergleich ziehen: So wie der Sozialdienst ein Bindeglied zwischen den Eltern und Ärzten darstellt, soll die Kirche ein Bindeglied zwischen den Menschen und Gott oder zwischen den Menschen untereinander sein. Die Lieder, meine Ansprache und soll die Kirche ein Bindeglied zwi- persönliche Zeugnisse von Sängern schen dem Menschen und Gott oder werden von Toleranz, Liebe und zwischen den Menschen untereinander sein.

Zeigen sich am Church-Air noch andere Verbindungen zur Kirche?

Die Lieder, meine Ansprache und persönliche Zeignisse von Sängern werden von Toleranz, Liebe undGetechtigkeit handeln. Und um nochmals auf das Kispi zurückzukommen: Menschen, die auf irgendeine Art und Weise krank sind, erfahren manchmal zuwenig Toleranz von anderen, gesunden Menschen.

Auf Themen wie Toleranz oder Gerechtigkeit sind Jugendliche gut anzusprechen.

Meine Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen zeigt mir, wie wichtig es bei jungen Menschen ist, dass ihnen etwa einleuchtet. damit sie es auch verstehen können. Ich denke, dass richtig verstandene Toleranz für Jugendliche ein Ideal sein kann.

Kann man Toleranz denn falsch verstehen?

Toleranz bedeutet nicht Gleichgültigkeitgkeit, sondern vielmehr, sich um jene zu sorgen, denen es schlechter geht.

Der Eintritt ins Church-Air kostet nur 10 Franken. Bleibt da ein Erlös übrig?

Mit grosser Zufriedenheit kann ich sagen, dass sich viele Leute aus Küsnacht für dieses Church-Air einsetzen, ohne etwas dafür zu er warten. Dies ist übrigens auch eine Form von Kirche: Sich in einem Team gemeinsam für etwas einsetzen. 1998 war das erste Mal, dass wir so etwas organisieren und damit auch ein Wagnis. Ich denke mir: Wenn es auch 1999 gut geht, kann es nächstes Jahr wieder stattfinden.

Und wenn es schlecht ausgeht?

Dann haben wir es wenigstens versucht. An etwas glauben heisst auch etwas riskieren.

Text Pia Bühler für den Küsnachter Nr.37, 10.9.98 (Auflage: 11'945 - Lokalzeitung für die Gemeinden Küsnacht, Zumikon, Erlenbach und den Zollikerberg)

Die Trägerschaft des Church-Air bildet die Reformierte Kirchgemeinde Küsnacht (in Vertretung von Pfarrer Andrea Marco Bianca) in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde, der katholischen Kirchgemeinde und privaten Gönnern.

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