Rock für Toleranz

 

Church-air 98: Benefiz-Konzert im Strandbad Küsnacht

Nicht nur zum Selbstzweck traten am Sonntagnachmittag 16 Formationen mit ihren singenden Stimmen auf: Es ging um die Vermittlung von Werten, deklariertes Ziel war, in "unaufdringlicher und unterhaltender Art für Toleranz zu werben". Der Erlös kommt dem Sozialdienst des Kinderspitals zu.

Wie sich's gehört, mit angemessener Verspätung eröffneten die drei Damen in Schwarz von Up to Date den Reigen satter Discoklänge, der sich unter dem Zeltdach am See durch einen kühlen Nachmittag zog. Und das auffallend gemischte Publikum liess sich von Anfang an begeistern, sprach auf backstreetboyartige Jungs (XS) genauso an wie auf klassischen Gospel (Richard Broadnax aus Arkansas) und Selbstbekenntnisse in peppigem Züri-Slang (Monika Kaelin: "Ich bin ufgschtellt, ich tuen gärn flippä, so bin i halt..."). Reggie und Rene Rousseau, welche die verschiedenen Bands zusammengebracht hatten, freuten sich.

Musik war dabei mehrsinniges Medium, indem sie gemäss dem Konzept des Organisators Pfarrer Andrea Bianca auch Werte vermitteln sollte und die Bands auf jegliche Gage verzichteten, damit der gesamte Erlös der Sozialabteilung des Kinderspitals Zürich zukommen kann. Die Sozialabteilung unterstützt und betreut Familien schwerkranker Kinder, wie die anwesende Leiterin Barbara Bucher erklärte.

Tolerante Reflexionen

Die Veranstaltung stand unter dem Motto der Toleranz, wobei entsprechend individuelle Auffassungen des unbestrittenen Werts toleriert wurden. Die sich dazu äussernden Musiker verbanden den Begriff vor allem mit Akzeptanz, Liebe und Sich-selbst-Sein, aber auch mit Lebensweisheiten ganz allgemeiner Art. Sie thematisierten die Kluft zwischen Theorie und Praxis und forderten zur gelebten Toleranz auf: "Schaut uns an, wir sind Toleranz", verkündete etwa eine Sängerin von Friends united Refugees, einer Formation, die sich aus Flüchtlingen verschiedenster Nationalität zusammensetzt. Ebenfalls für Verdienste praktischer Art erhielten die Initianten von "Rock gegen Hass" Sidney und Ursi Weill sowie Ivo Gmür den Preis für Toleranz. Andrea Bianca verknüpfte den Begriff mit der biblischen Goldenen Regel, die besagt, dass man den anderen das tun soll, was man möchte, dass sie einem tun, und betonte die positive Formulierung entgegen der oft zu hörenden Abwandlung, die verbietet, den anderen anzutun, worunter man selbst leiden würde. Rock also nicht nur gegen Hass, sondern auch für Toleranz.

Text: Christine Weder, in Küsnachter Nr.38, 17.9.98 (Auflage: 11'945 - Lokalzeitung für die Gemeinden Küsnacht, Zumikon, Erlenbach und den Zollikerberg)