Eidg. Bettag in Küsnacht ZH
Mit Gunvor Busse tun
VON MATHIAS HAEHL
Tanzen am Bettag? Nach wie vor verboten! Doch in Küsnacht ZH drängt
man auf Liberali sierung. Und lässt am Church Air 99 zu poppigen
Sounds von Emel, Gunvor und Co. auch das Bein schwingen.
«Es ist doch dumm, wenn die Kirche den Nicht-Kirchgängern kein
Angebot macht.»
Der reformierte Pfarrer Andrea Marco Bianca (38) trägt je nach
Anlass nicht nur gerne T-Shirt und Jeans. Er ist auch sonst ein
aufgeschlossener Geistlicher: Bianca weiss, dass auf Grund des
Tanzverbots an hohen Feiertagen - das seit der Reformationszeit
besteht - populäre Anlässe in geistlicher Verpackung durchgeboxt
werden müssen.
«Der Tag der Besinnung, des Gebets und der Solidarität soll doch
eine breite Öffentlichkeit ansprechen.»
Rock-Pfarrer Bianca, der auf rebellischen Punk-Sound abfährt,
behauptet:
«Mit Orgelmusik erreicht man nur einen kleinen Teil der Leute
- mit süffigem Pop hingegen die ganze Jugend!» Musik wirke oft
wie Religion: «Viele antworten mir auf die Frage, wo sie Gott
erleben: «Beim Musikhören!»
Also gestaltet der Küsnachter Pfarrer mit seinem Team den Gottesdienst
als eine Art Performance. Bianca verbindet das Religiöse mit dem
Weltlichen, den Geist mit dem Bauch (oder eben dem Tanzbein).
Und so lässt sich jetzt mit Gunvor Busse tun. Nicht zum ersten
Mal: Im letzten September fand die Church-Air-Premiere statt,
über 600 Fans feierten 17 Schweizer Bands.
Dieser Erfolg soll wiederholt werden: Alle Gruppen treten ohne
Gage jeweils eine Viertelstunde auf und stehen dem Pfarrer zur
Thematik Hoffnung Red und Antwort. Der Anlass besitzt zudem einen
karitativen Charakter: Das ganze Geld geht an den Sozialdienst
des Kinderspitals Zürich. Den jeweils verliehenen Church-Air-Preis
erhält diesmal die Rettungskette Schweiz, die verschüttete Erdbebenopfer
sucht. «Verschütteten helfen - das ist auch ein schönes Bild für
Hoffnung», ergänzt Bianca.
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